Mathias Speich

Public Health in der Suchthilfe und Suchtprävention

Plädoyer für ein multifaktorielles Gesundheitsverständnis

Der Public Health-Ansatz stellt den Erhalt der Gesundheit in den Vordergrund, wobei Gesundheit so verstanden wird, dass neben den medizinischen und biologischen Faktoren auch viele andere Faktoren wie Umweltbedingungen oder soziale Lebenswelt einen Einfluss darauf haben. Dieser Grundgedanke wird auch in der Suchthilfe und Suchtprävention gelebt. Mathias Speich beschreibt, wie der Public Health-Ansatz in der Suchthilfe zum Tragen kommt, und plädiert für seine Beibehaltung als grundlegende Sichtweise auf Gesundheit, Lebensqualität und Maßnahmenplanung. » zum Artikel

Prof. Dr. Rebekka Streck

Sucht ist divers

Chancen eines Suchtverständnisses, das Vielfalt zulässt

Menschen konsumieren aus sehr verschiedenen Gründen psychoaktive Substanzen, ebenso unterscheiden sie sich darin, wie sie den Konsum erleben. Das trifft auch für Menschen zu, die ihren eigenen Konsum als „süchtig“ beschreiben würden. Demgegenüber beruhen klinische Diagnosesysteme auf der Reduktion von Diversität und Komplexität, indem sie eine bestimmte Anzahl bestimmter Merkmale zu dem Ergebnis „Abhängigkeit“ oder „substance use disorder“ zusammenfassen. Um die Diversität der subjektiven Motive und Funktionen bei „süchtigem“ Konsum zu erfassen, hat Prof. Dr. Rebekka Streck mit ihrer Projektgruppe zehn Personen in problemzentrierten Interviews befragt. Im Artikel stellt sie die Analyse der Aussagen vor und plädiert für ein Suchtverständnis, das Vielfalt zulässt. » zum Artikel

Joachim J. Jösch

Sucht und Sexualität

Mann (S)sucht Liebe

Wie wichtig sind gelingende Partnerschaft und Sexualität für ein Leben frei von Sucht? Über die Hälfte der Suchtrehabilitanden ist alleinstehend. Die meisten wünschen sich eine Partnerschaft. Im Fachkrankenhaus Vielbach wurde deutlich, dass diesem wichtigen Lebensbereich der Rehabilitanden bislang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Deshalb hat die Klinik eine umfassende, anonyme Befragung zum Thema „Partnerschaft und Sexualität“ durchgeführt und begonnen, die Behandlungsangebote entsprechend der Ergebnisse zu verändern. Joachim J. Jösch berichtet über die Entwicklungen in Vielbach und über eine neue Perspektive in der Behandlung von Suchtkranken. » zum Artikel

Prof. Dr. Regina Kostrzewa

Stigmatisierung und Selbststigmatisierung im Kontext von Suchterkrankungen

Ein veränderbarer Teufelskreis?

Obwohl Suchterkrankungen zu den häufigsten psychischen Krankheiten gehören, werden die Betroffenen oft ausgegrenzt und stigmatisiert. Stigmatisierung entsteht durch komplexe Wechselwirkungen zwischen den Betroffenen und der Gesellschaft. Prof. Dr. Regina Kostrzewa beschreibt, welche Strategien gegen Stigmatisierung entwickelt und umgesetzt werden sollten. Insbesondere stellt sie für den Bereich der Suchtprävention konkrete Maßnahmen der Entstigmatisierung vor. » zum Artikel

Frank Schulte-Derne, Rita Hansjürgens, Ulrike Dickenhorst, Conrad Tönsing

Suchtrehabilitation ist mehr als Psychotherapie

Zur Bedeutung Sozialer Arbeit in der Rehabilitation Abhängigkeitskranker

Sozialpädagogen und Sozialarbeiter sind die am stärksten in der Suchthilfe und Suchtrehabilitation vertretene Berufsgruppe. Dies spiegelt die Orientierung an dem bio-psycho-sozialen Modell der ICF in der Suchtrehabilitation wider. Für eine gelingende Abstinenz ist die (Re-)Integration in soziale Handlungssysteme wie Familie, Freunde, Schule, Arbeitswelt oder Hilfesysteme von enormer Wichtigkeit. Aufgabe der Sozialen Arbeit ist es, diese (Re-)Integration zu unterstützen. Frank Schulte-Derne, Rita Hansjürgens, Ulrike Dickenhorst und Conrad Tönsing stellen die Zuständigkeit und Stärken der Sozialen Arbeit dar und machen deutlich, dass Soziale Arbeit den Prozess der Suchtrehabilitation maßgeblich mitgestaltet. » zum Artikel

Dr. Dieter Kunz, David Schneider

Fähigkeiten und Beeinträchtigungen in allen Lebensbereichen erfassen

Der ICF-basierte Fremdbeurteilungsbogen „Mini-ICF-APP“ als Standardinstrument in der Suchthilfe

Bei der Betreuung und Behandlung von Abhängigkeitskranken sollten sämtliche Lebensbereiche daraufhin befragt werden, welche Beeinträchtigungen, aber auch Ressourcen, für soziale und berufliche Teilhabe vorliegen. So kann der Bedarf an professioneller Hilfe konkret beschrieben und eine passgenaue Hilfeplanung eingeleitet werden. Vor diesem Hintergrund begann der Suchthilfeträger Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ), den ICF-basierten Fremdratingbogen Mini-ICF-APP in seinen Einrichtungen einzusetzen. Erste Ergebnisse der Beurteilung mit dem Mini-ICF-APP stellen Dr. Dieter Kunz und David Schneider vor: Welche Beeinträchtigungen stehen im Vordergrund der betreuten/behandelten Klientel? Lassen sich je nach Einrichtungstyp oder Hauptsuchtmittel Unterschiede feststellen? Greifen die Hilfemaßnahmen? » zum Artikel

Dr. Peter Degkwitz, PD Dr. Uwe Verthein

Eingliederungshilfe für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen

Hamburger Studie evaluiert Wirksamkeit der EGH Sucht

Was bringt die Eingliederungshilfe Sucht? Diese Frage beschäftigte die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz in Hamburg. Die Zahl an Personen, die entsprechende Leistungen erhalten, steigt, ebenso die Dauer der bewilligten Maßnahmen sowie die Kosten insgesamt. Um diese Entwicklungen und die Wirksamkeit der Eingliederungshilfe Sucht zu untersuchen, wurde das Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg mit einer Studie beauftragt. Dr. Peter Degkwitz und PD Dr. Uwe Verthein stellen die Studienergebnisse vor. » zum Artikel