„Um wie viel Geld geht es hier?“

*29 Millionen Euro verlieren Spielerinnen und Spieler an Geldspielautomaten im Monat in hessischen Spielhallen.

„Was schätzen Sie, wie viel Geld im Monat in hessischen Spielhallen verspielt wird?“* Das werden Bürgerinnen und Bürger in hessischen Innenstädten am Aktionstag zur Glücksspielsucht gefragt. Die Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS) und die örtlichen Fachberatungen für Glücksspielsucht informieren mit einer landesweiten Öffentlichkeitsaktion über die Schattenseiten des Glücksspiels.

Das Geschäft mit dem Glücksspiel boomt. Nach aktuellen Angaben lag der Gesamtumsatz des deutschen Glücksspiel-Marktes im Jahr 2015 bei 40,3 Milliarden Euro, ein Anstieg um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Über 62 Prozent vom Umsatz entfallen allein auf die Geldspielautomaten, das bedeutet bundesweit 25,3 Milliarden Euro Jahresumsatz in Spielhallen und gastronomischen Betrieben! Dabei gilt das Spielen an Geldspielautomaten als das risikoreichste Glücksspiel: Fast 82 Prozent der Personen, die in die hessischen Fachberatungen für Glücksspielsucht kommen, sind von Geldspielautomaten abhängig.

Die Profite der Anbieter sind gleichzeitig die Verluste der Spielenden. Denn Anbieter von Glücksspielen profitieren nur dann, wenn die Spielerinnen und Spieler mehr verlieren als gewinnen. Häufig geht eine hohe Verschuldung der Spielerinnen und Spieler damit einher: Bundesweit haben 16 Prozent der pathologischen Glücksspielenden Schulden von über 25.000 Euro.

„Betroffene Glücksspielerinnen und Glücksspieler haben nicht nur die Kontrolle über das Glücksspiel verloren. Das verspielte Geld und die Konsequenzen daraus haben bereits viele Familien ruiniert“, so die Landeskoordinatorin für Glücksspielsucht der HLS, Daniela Senger-Hoffmann. Das erleben auch tagtäglich die Fachberatungen in Hessen, die im vergangenen Jahr fast 1.600 Glücksspielsüchtige und deren Angehörige beraten haben. Finanzieller Ruin, Beschaffungskriminalität, Aufgabe von sozialen Beziehungen und Suizidversuche prägen die Lebenssituation der rund 34.000 problematischen und pathologischen Spielerinnen und Spieler in Hessen. Hinzu kommen Kosten für Strafverfahren und Strafvollzug, Behandlungs- und Therapiekosten, Kosten durch Arbeitsausfälle, Hilfen zum Lebensunterhalt für Betroffene und deren Angehörige.

„Wenn all diese durch eine Glücksspielsucht bedingten Folgen und die sozialen Kosten berücksichtigt werden, ergeben sich nach einer aktuellen gesundheitsökonomischen Analyse volkswirtschaftliche Kosten von rund 6,6 Milliarden Euro pro Jahr“, fasst der Geschäftsführer der HLS, Wolfgang Schmidt-Rosengarten, zusammen. Vor diesem Hintergrund drängt die HLS auf die Einhaltung des Spielerschutzes und fordert die Herabstufung der Geldspielgeräte auf den vom Gesetzgeber ursprünglich beabsichtigten Charakter eines Unterhaltungsgerätes.

Die in der Presseinformation genutzten Daten basieren auf Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Zusatzinformationen:
Um den Weg in die Glücksspielsucht zu vermeiden sowie den bereits Betroffenen wie auch Angehörigen Hilfen anbieten zu können, finanziert das Land Hessen an 15 Standorten Fachberatungen für Glücksspielsucht, die in das bestehende hessische Suchthilfesystem integriert sind. Weiterhin stellt das Land Mittel für eine landesweite Koordination bei der HLS zur Verfügung. Diese zusätzlichen Personalstellen werden von dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration und vom Hessischen Ministerium des Innern und für Sport im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrages bereitgestellt.

Hessische Landesstelle für Suchtfragen (HLS), 25.09.2017