Zunahme medizinischer Diagnosen
Eine Zunahme psychischer Störungen und Verhaltensstörungen durch Cannabiskonsum in der deutschen Bevölkerung haben Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) in einer Studie festgestellt. Im Untersuchungszeitraum zwischen 2009 und 2021 stieg zudem der Anteil der Cannabiskonsument:innen in der Allgemeinbevölkerung, und die registrierten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz wegen Besitzes geringer Mengen an Cannabis nahmen zu. Relativ gesehen war der Anstieg in den einzelnen Kategorien bei Konsument:innen zwischen 35 und 59 Jahren am stärksten ausgeprägt, während er bei Minderjährigen eher stagnierte. Cannabiskonsum und Gesundheitsprobleme scheinen nach den Ergebnissen der Studie zudem in den nördlichen Bundesländern und den Stadtstaaten stärker ausgeprägt zu sein, während bei Straftaten in diesem Zusammenhang kein eindeutiger geografischer Trend zu beobachten war. Ihre Studienergebnisse haben die Forschenden im Fachmagazin European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience (EAPC) veröffentlicht.
Die Wissenschaftler:innen griffen für ihre Untersuchung auf bevölkerungsbezogene Erhebungen zum Cannabiskonsum sowie Routinedaten zurück. Letztere umfassen die Diagnosen in Verbindung mit Cannabiskonsum in ambulanten medizinischen Einrichtungen sowie Bagatelldelikte hinsichtlich des Besitzes von Cannabis. „Die Nachfrage nach ambulanten Behandlungen im Zusammenhang mit Cannabis ist stärker gestiegen als die Zahl der Konsument:innen, was eine zunehmende Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellt. Auch die gestiegenen Raten für dokumentierte Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz müssen hinsichtlich der nun gesetzlich verankerten rückwirkenden Erlassung von Strafen bei der Bewertung dieser jüngsten Gesetzesänderungen in den Blick genommen werden“, sagt Dr. Jakob Manthey, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE.
Originalpublikation:
Manthey, Klinger, Rosenkranz et al. Cannabis use, health problems, and criminal offences in Germany: national and state-level trends between 2009 and 2021. European Archives of Psychiatry and Clinical Neuroscience. 2024. DOI: doi.org/10.1007/s00406-024-01778-z
Pressestelle des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, 2.5.2024