Forscher an der TU Braunschweig entwickeln Glückstraining
Für Tobias Rahm vom Institut für Pädagogische Psychologie (IPP) der Technischen Universität Braunschweig ist Glück nicht nur eine Frage von „sich gut fühlen“. Denn Forschungsergebnisse, so der Diplompsychologe, zeigten beeindruckend deutlich, dass glückliche Menschen kreativer, produktiver und gesünder seien, besser Probleme lösten, schneller lernten und sogar länger lebten. „Das ist gut für das gelingende Leben des Einzelnen und mindestens ebenso gut für die ganze Gesellschaft“, erklärt der Glückstrainer und ergänzt: „Wir haben deutlich mehr Spielraum, unser Erleben und Verhalten zu beeinflussen, als uns im normalen Alltag bewusst ist.“
Im Rahmen eines Forschungsprojektes, das am IPP unter der Leitung von Prof. Dr. Elke Heise durchgeführt wird, untersucht Rahm, wie man Menschen mit möglichst wenig Aufwand dazu anleiten kann, ihr Glücksempfinden nachhaltig zu steigern. Ein wichtiger Bestandteil seines Glückstrainings beruht auf der „Broaden-and-Build Theory of Positive Emotions“ der amerikanischen Psychologin Barbara Fredrickson. Tobias Rahm fasst die Grundzüge zusammen: „Je häufiger wir Momente mit positiven Emotionen erleben, desto häufiger probieren wir Neues aus und desto häufiger verbinden wir uns mit anderen Menschen. Das führt dazu, dass unsere Fähigkeiten und unsere sozialen Bindungen wachsen, und das wiederum führt dazu, dass wir mehr Erfolge haben und unser Leben als sinnvoll und gelingend wahrnehmen. Das Ganze ist also eine sich selbst verstärkende Aufwärtsspirale.“ Das Glückstraining konnte bereits erfolgreich in der Praxis erprobt werden und wird nun weiterentwickelt. „Nachdem wir in einer sehr ausführlichen Trainingsvariante mit Studierenden auch nach drei Monaten Effekte messen konnten, testen wir jetzt eine Kompaktversion für die Normalbevölkerung“, erläutert der Forscher.
Ziel seines Forschungsprojekts ist es, zu prüfen, ob es mit einem solchen Kurz-Training gelingen kann, Menschen nachhaltig glücklicher zu machen. Gerade Menschen mit hoher psychischer Belastung im Beruf könnten von einem höheren Glücksempfinden besonders profitieren. „Deswegen werden wir im nächsten Schritt eine spezielle Version für Lehrerinnen und Lehrer entwickeln“, erläutert Rahm und führt aus: „Eine Verbesserung des Wohlbefindens sollte bei den Lehrkräften sowohl zur Steigerung der psychischen Abwehrkräfte – zum Beispiel als Prävention gegen Burn-Out –, als auch zur Verbesserung der beruflichen Leistung beitragen. Forschungsergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass es beim Wohlbefinden einen Ausstrahlungseffekt gibt, so dass auch gleich die Schülerinnen und Schüler profitieren würden.“ Denn positive Emotionen, so der Glücksforscher abschließend, seien für die meisten Lernprozesse der beste „Dünger“ für das Gehirn.
Technische Universität Braunschweig, 09.07.2015