Potsdamer Memorandum mit Leitlinien zu KI veröffentlicht
Die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e. V. (BLS) hat am 28. Januar 2025 das Potsdamer Memorandum mit Leitlinien zu KI veröffentlicht. Das Projekt wurde gefördert durch das Bundesgesundheitsministerium.
Wie passen eigentlich künstliche Intelligenz und Suchthilfe zusammen? Genau darum geht es in dem Potsdamer Memorandum der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e. V. Sie hat jetzt die Überlegungen aus dem vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geförderten Projekt „KI in der Suchthilfe“ veröffentlicht und legt damit erstmals umfassende Leitlinien für den verantwortungsvollen Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Suchthilfe vor. Das Memorandum wurde gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren aus Suchthilfe, Politik, Wissenschaft und Digital Health erarbeitet. Die Suchthilfe will damit angesichts der rasanten technischen Entwicklung und gleichzeitig wachsender finanzieller und personeller Herausforderungen zukunftsfähig bleiben.
Grundlage für das Memorandum waren die Ergebnisse dreier Satellitenveranstaltungen sowie einer zweitägigen Zukunftswerkstatt in Potsdam mit 35 Vertreter:innen aus verschiedenen Bereichen. Diese kooperative Herangehensweise ermöglichte es, unterschiedliche Perspektiven zu integrieren und praxisnahe Leitlinien zu entwickeln. Dabei waren sich die Teilnehmenden einig: KI kann keine menschlichen Beratungskontakte ersetzen, ermöglicht jedoch niedrigschwellig erste Unterstützungsangebote. Große Chancen bietet KI beispielsweise im administrativen Bereich, bei der Überwindung von Sprachbarrieren im Beratungskontext oder auch als Chatbots, die insbesondere außerhalb der Sprechzeiten Beratungs- und damit Kontaktlücken schließen können. Dadurch können unter anderem sehr junge Menschen erreicht werden, die nicht in Beratungsstellen Hilfe suchen. Es werden Ziele, Nutzen, strukturelle Anforderungen und ethische Aspekte des KI-Einsatzes in der Suchthilfe betrachtet. Ab sofort sind die vollständigen Ergebnisse des Projekts „KI in der Suchthilfe“ und der Zukunftswerkstatt im „Potsdamer Memorandum zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Suchthilfe” frei abrufbar: https://www.blsev.de/fachbereiche/digitalisierung/ki-sucht/
Burkhardt Blienert, Beauftragter der Bundesregierung zu Sucht- und Drogenfragen: „Eigentlich ist unser Leben fast undenkbar ohne künstliche Intelligenz: Unsere Kinder lösen die Matheaufgaben mit Chat-GPT, Algorithmen bestimmen unser Lese-, Kauf- und manchmal selbst das Reiseverhalten. Und KI ist auch an vielen Stellen sinnvoll und hilfreich. Selbst im medizinisch-diagnostischen Bereich oder als Lückenfüller auf der Suche nach schneller Hilfe in Lebenskrisen, also auch in der Suchthilfe. Da hat der Einsatz von KI enormes Potenzial, Beratungsangebote zu verbessern und suchterkrankte Menschen frühzeitig zu erreichen. Natürlich geht es immer nur um ein zusätzliches und vielleicht vorgelagertes Angebot. Denn die menschliche Komponente der Suchthilfe ist immer die wichtigste und kann von KI nur unterstützt oder ergänzt werden. Welche Ideen es gibt, wie weiter mit KI in der Suchthilfe und mehr, fasst das ‚Potsdamer Memorandum‘ erstmals als wertvolle Denkanstöße zusammen.“
Andrea Hardeling, Geschäftsführerin der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen e. V.: „Wir wollen uns den Zukunftsthemen frühzeitig stellen, um so die Suchtberatungsstellen vor Ort zu unterstützen und Ratsuchenden fachlich fundierte Anwendungen zur Verfügung zu stellen, mit denen sie frühzeitig und auch außerhalb von Öffnungszeiten digitale Hilfe erhalten. Schon jetzt bietet das bundesweite Suchtberatungsportal alias DigiSucht unter www.suchtberatung.digital online Unterstützung, die mit den regionalen Beratungsangeboten vernetzt ist. Auch hier gibt es Pläne, KI-gestützte Anwendungen zu integrieren. Wichtig ist es daher, jetzt die Rahmenbedingungen für die Nutzung von KI zu gestalten und ethische Grenzen zu definieren.“
Weiterführende Informationen: Themenseite www.blsev.de/ki-sucht
Die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen e.V. arbeitet als landesweite Fachstelle in den Themenbereichen Suchthilfe, Suchtprävention, Sucht-Selbsthilfe und Glücksspielsucht.
Presseinformation der Brandenburgischen Landesstelle für Suchtfragen (BLS), 28.1.2025