Jahresbericht 2024 zur Situation illegaler Drogen in Deutschland erschienen
Der jährliche Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) zur Situation illegaler Drogen in Deutschland wurde am 12. Dezember veröffentlicht. Dem neuen Bericht zufolge konsumierten zuletzt 3,6 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland innerhalb des vergangenen Jahres illegale Drogen (inklusive Cannabis waren es 9,6 Prozent, Befragungszeitpunkt lag vor der Entkriminalisierung). Dabei schwanken die Zahlen zwischen den Bundesländern erheblich: beispielsweise in Berlin 19,3 Prozent und in Sachsen 7,0 Prozent (inklusive Cannabis).
Der Bericht zeigt den Trend zu einem steigenden Konsum von Kokain sowie anderen Stimulanzien. Innerhalb von sechs Jahren ist der Anteil der Erwachsenen zwischen 18 und 59 Jahren, die mindestens einmal im Jahr Kokain konsumiert haben, von 0,6 Prozent (2015) auf 1,6 Prozent (2021) gestiegen. Leicht gestiegen ist auch der Anteil von Beratungen und Behandlungen wegen Kokain – ambulant wie stationär. Etwa zehn Prozent der Beratungen und Behandlungen wegen illegaler Substanzen betreffen Kokainkonsumierende. Die meisten der Konsumierenden sind Männer. Die Sicherstellungen von Kokain durch Polizei und Zoll haben ebenfalls einen Rekordwert erreicht: Wurden 2017 noch acht Tonnen Kokain in Deutschland sichergestellt, waren es 2023 43 Tonnen.
Die gesundheitlichen Folgen des Konsums illegaler Substanzen sind erheblich. So liegt die Zahl der Drogentoten (zuerst im Frühjahr 2024 veröffentlicht) mit 2.227 Fällen im Jahr 2023 auf dem höchsten Wert seit der Datenerfassung. Der riskante Mischkonsum von mehr als einer Droge, ob legal oder illegal, ist besonders gefährlich: In zwei Dritteln aller Drogentodesfälle ist mehr als eine psychoaktive Substanz festgestellt worden.
Burkhard Blienert, Beauftragter der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen: „Die Zahlen sprechen eine sehr deutliche Sprache: Die Lage ist ernst. Auch in diesen unsicheren Zeiten, in denen Krisen und Kriege viele Menschen beunruhigen, dürfen wir Drogenkonsumierende und Suchtkranke nicht weiter an den Rand der Gesellschaft schieben oder gar ins Unsichtbare. Vielmehr muss die Bekämpfung des illegalen Drogenhandels erfolgreicher werden, mit einem klaren Fokus auf die Organisierte Kriminalität. Wir brauchen einen gemeinsamen Kraftakt von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungsträgern für mehr Prävention, mehr Gesundheitsschutz und eine noch zielgenauere Beratung und Therapie. Wer jetzt stattdessen am Sucht- und Drogenhilfesystem sägt, der sorgt für noch mehr Konsum, riskiert Jugend- und Gesundheitsschutz und spielt auch mit Menschenleben.“
Esther Neumeier, Leiterin der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD): „Wir brauchen zukünftig neben den Langzeittrends, mit denen wir die Gesamtsituation wissenschaftlich einschätzen, auch schnellere Wege, um neue Informationen zu gewinnen und weiterzugeben. Dafür notwendig sind mehr und schnellere toxikologische Analysedaten bei Vergiftungen und Todesfällen, aber auch zu aufgefundenen Substanzen. Und eine engere Vernetzung aller Akteure im Bereich der illegalen Substanzen, auf nationaler Ebene und lokal vor Ort – von der Strafverfolgung über das Hilfesystem, bis hin zu den Konsumierenden selbst.“
Der REITOX-Jahresbericht bietet einen vollständigen Überblick über das Konsumverhalten in der Altersgruppe der 12- bis 64-Jährigen. Darüber hinaus zeigt er die aktuellen Entwicklungen in den Bereichen Prävention, Beratung, Behandlung, Schadensminderung und Angebotsbekämpfung mit Blick auf illegale Drogen in Deutschland auf und bietet entsprechende Hintergrundinformationen. Auch über den Konsum von Drogen und die Behandlungsmöglichkeiten im Strafvollzug wird berichtet.
Der REITOX-Jahresbericht 2024 und alle Workbooks sind hier abrufbar: www.dbdd.de
Gemeinsame Pressemitteilung des Beauftragten der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen und des IFT München, Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht, 12.12.2024