Mehr drogenbedingte Todesfälle im Jahr 2020

Übersicht Rauschgifttote nach Todesursachen 2020 (Länderabfrage)

„Suchthilfe und Gesundheitsversorgung von schwerstabhängigen Menschen muss auch in der Krise weitergehen!“, so die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig.

Die Corona-Pandemie hinterlässt in unzähligen Bereichen unserer Gesellschaft Spuren. Auch die Hilfe für schwerstabhängige Menschen ist durch die Pandemie in eine Ausnahmesituation geraten. Die Zahl der an illegalen Drogen verstorbenen Menschen ist im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. 2020 wurden in Deutschland 1.581 drogenbedingte Todesfälle registriert. Dies entspricht einem Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1.398).

Die meisten Verstorbenen wurden, wie bereits in den Vorjahren, in den bevölkerungsreichsten Bundesländern Nordrhein-Westfalen (401 Tote) und Bayern (248 Tote) sowie in Berlin (216 Tote) festgestellt.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig: „Die Lage ist für suchtkranke Menschen durch die Pandemie mehr denn je dramatisch. Viele von ihnen sind durch Corona in eine verstärkte Lebenskrise geraten. Gewohnte Strukturen, persönliche Hilfsangebote und Ansprechpartner sind quasi von einem Tag auf den anderen weggebrochen. Dies kann ein Grund dafür sein, dass sich mehr Drogenkonsumenten als in den Jahren zuvor das Leben genommen haben. Hinter jedem Todesfall steht ein tragisches Schicksal und es sind Zahlen, die traurig machen.“

Substanzen

Wie bereits in den Vorjahren war vor allem der Konsum von Opioiden/Opiaten allein oder in Verbindung mit anderen Stoffen todesursächlich (572 Tote, 37,1 Prozent von den nach Todesursachen erfassten Rauschgifttodesfällen), obwohl die Zahl der Todesfälle durch Opioide/Opiate im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent gesunken ist.

Die zweihäufigste Todesursache (27,3 Prozent, 432 Personen) geht auf Langzeitschädigungen auf Grund von Drogenkonsum zurück.

Die Drogenbeauftragte fordert dazu auf, die Suchthilfe gerade jetzt in der Krise aufrechtzuerhalten: „Vor Ort kommt es weiter auf jede Hilfe an. Dazu gehört auch, dass Länder und Kommunen trotz klammer Kassen die Finanzierung sicherstellen müssen. Langfristig zahlt sich das in jedem Fall aus – gesundheitlich wie finanziell. Bitte schauen Sie nicht weg, sondern kümmern Sie sich weiter um suchtkranke Männer, Frauen und vor allem deren Kinder! Sie alle brauchen JETZT Unterstützung – mehr denn je!“

Vergiftungen im Zusammenhang mit anderen Stoffen als Opioide/Opiate machten 18,5 Prozent der nach Todesursachen erfassten Todesfälle aus und steigen um 6,3 Prozent. Auch die Todesfälle in Verbindung mit Kokain/Crack sind von 36 auf 48 gestiegen (+ 33,3 Prozent).

„Wir sehen, dass gerade das Mischen von Substanzen häufig tödlich ist“, so die Drogenbeauftragte Daniela Ludwig. „Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft über neue Methoden der „Harm Reduction“ nicht nur nachdenken, sondern sie in Modellprojekten für die Praxis testen sollten. Beim Anti-Opiat-Nasenspray Naloxon legen wir damit bald bundesweit los. Ich bin weiterhin der Ansicht, dass die Erprobung der analysegestützten Beratung* eine Option wäre. Außerdem brauchen wir eine noch flächendeckendere Substitutionsversorgung und mehr Unterstützung in Übergangssituationen, etwa wenn Substitutionspatienten aus der Haft in die Freiheit kommen. All das kann Leben retten. Wenn wir in Zukunft diese Zahlen reduzieren möchten – und das müssen wir – können wir uns nicht vor weiteren Wegen der Schadensminimierung verschließen.“

Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 25.3.2021

*Anm. d. Redaktion: „Hierbei handelt es sich um eine Form des Drug-Checkings, bei der nicht die stoffliche Analyse, sondern ein Beratungsgespräch durch geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Suchthilfe im Vordergrund steht.“ (Jahresbericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung 2020, S. 57)