Erste deutschlandweite Erhebung zur Reichweite, Angeboten und konsumierten Substanzen
Erstmals seit dem Jahr 2017 wurde in Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Aidshilfe e.V. und der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht eine deutschlandweite Erhebung unter den Drogenkonsumräumen (DKR) in Deutschland durchgeführt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland insgesamt 32 DKR zumindest zeitweise betrieben. 29 dieser 32 DKR beteiligten sich an der Erhebung. Sie verfügten über 302 Konsumplätze; die übrigen drei DKR verfügten über weitere 45 Konsumplätze.
Die teilnehmenden DKR waren im Jahr 2023 regulär circa 47 Stunden pro Woche geöffnet. Dabei hatten nahezu alle DKR regulär montags bis freitags geöffnet, etwas mehr als zwei Drittel auch samstags und gut die Hälfte auch sonntags.
Insgesamt zählten die 29 teilnehmenden DKR etwa 18.500 unterschiedliche Nutzer*innen, die im Jahr 2023 die DKR genutzt haben. In den teilnehmenden DKR wurden etwa 650.000 Konsumvorgänge registriert. Hierbei gab es 650 Notfälle, aber keinen Todesfall nach der Nutzung eines DKR. Mit einem Anteil von gut 50 % entfielen die meisten Konsumvorgänge auf Opioide, wobei hiervon Heroin den mit Abstand größten Anteil hatte. Crack wies einen Anteil von circa 19 % aller Konsumvorgänge in den DKR auf, Kokain einen Anteil von etwa 14 %. Ein Cocktail aus Kokain/Crack und Opioiden wurde in etwa 9 % der Vorgänge registriert. Der Konsum von Amphetaminen, Benzodiazepinen sowie weiterer Substanzen oder Substanzkombinationen spielte eine untergeordnete Rolle.
Die häufigste Konsumform war der inhalative Konsum, auf den gut 60 % der Konsumvorgänge entfielen. Hierauf folgte mit etwa 35 % der intravenöse Konsum und mit deutlichem Abstand (3 %) der nasale Konsum. Dieses Muster spiegelte sich näherungsweise bei den zur Verfügung gestellten Konsumplätzen der DKR wider: Rund 40 % der Plätze waren im Jahr 2023 ausschließlich für den inhalativen Konsum vorgesehen, etwas mehr als 30 % ausschließlich für den i.v. Konsum und knapp 30 % waren flexibel nutzbare Konsumplätze.
Die DKR registrierten im Jahr 2023 etwa 52.000 Beratungen oder Vermittlungen in weiterführende Hilfen. Dies entspricht bei 18.500 unterschiedlichen Nutzer*innen in etwa drei Beratungs- oder Vermittlungsvorgängen pro Nutzer*in. In den kommenden Jahren werden diese Kennzahlen noch differenzierter erhoben werden.
Bei den Ergebnissen ist zu berücksichtigen, dass es sich hier um Durchschnittswerte über alle 29 teilnehmenden DKR handelt. Die Unterschiede bei den Konsumvorgängen, Konsumplätzen sowie Anzahl Beratungen und Vermittlungen waren zwischen den einzelnen DKR zum Teil sehr groß.
Die hier präsentierten Daten stellen eine Untergrenze der insgesamt zu erwartenden Nutzer*innen- und Konsumzahlen in Deutschland dar. Dies liegt zum einen daran, dass drei DKR, die im Jahr 2023 zusammengenommen über 45 Konsumplätze verfügten, in der Erhebung fehlen. Zum anderen gab es vereinzelt DKR, die wegen technischer Schäden im Jahr 2023 längere Zeit geschlossen waren.
Alles in allem gibt die Erhebung dennoch sehr umfassende und wichtige Einblicke in die bedeutsame Arbeit der DKR. Sie umfasst belastbare Zahlen zur Anzahl der nutzenden Personen, aber auch zu den Konsumvorgängen und insbesondere den Notfällen und (nicht vorhandenen) Todesfällen nach Nutzung eines DKR. Damit können die vorliegenden Ergebnisse als Basis für weitere Diskussionen hinsichtlich einer nach wie vor nicht flächendeckenden Versorgung mit DKR in Deutschland dienen.
Auszug aus dem Bericht „Drogenkonsumräume in Deutschland 2023“: Zusammenfassung, S. 2
Publikation:
Bergmann, H., Neumeier, E., Schäffer, D., Kuban, M. (2024). Drogenkonsumräume in Deutschland 2023. DBDD: München & DAH: Berlin.
Mitteilung der Deutschen Aidshilfe, 5.12.2024