Studie zu Auswirkungen der Pandemie auf Arbeit und Stress in Deutschland
Die COVID-19-Pandemie beeinflusst den Berufsalltag und das Privatleben ganz massiv. Viele Menschen arbeiten plötzlich in großen Teilen von zu Hause aus, müssen die Kinderbetreuung, Arbeit und andere private Verpflichtungen unter einen Hut bekommen. Viele Termine, die sonst im physischen Raum stattfinden, werden plötzlich digital abgehalten. Die völlig neue Arbeitssituation verändert auch das Empfinden digitalen Stresses für Erwerbstätige.
Um besser zu verstehen, wie sich der digitale Stress und dessen Ursachen während der letzten Monate verändert haben, wurden 1.000 Erwerbstätige befragt, die bereits an einer Vorgängerstudie (Veröffentlichung im Jahr 2019, KONTUREN online berichtete) teilgenommen hatten.
Kernergebnisse der aktuellen Studie „Digitale Arbeit während der COVID-19-Pandemie. Eine Studie zu den Auswirkungen der Pandemie auf Arbeit und Stress in Deutschland“ sind:
Kernergebnis 1: Arbeit wird weniger, aber länger
Die Arbeitsmenge und berufliche Anforderungen sinken aufgrund der veränderten Arbeitssituation durch COVID-19. Dazu zählen netto Arbeitsstunden, emotionale Anforderungen durch die Berufstätigkeit sowie die Anzahl sozialer Konflikte, die alle deutlich gesunken sind. Dennoch verlängern sich die Zeiträume, in denen gearbeitet wird, durch die stärkere Vermischung von Arbeits- und Privatleben.
Kernergebnis 2: Private Anforderungen steigen
Private Anforderungen steigen in vielen Dimensionen, insbesondere die finanziellen Sorgen und die quantitativen privaten Anforderungen (i.S.v. zu Hause ist viel zu tun), aber auch emotionale Anforderungen. Gleichzeitig finden die Befragten innerhalb des eigenen Haushalts weniger Unterstützung, da viele Haushaltsmitglieder gleichermaßen betroffen sind. Die Auswirkungen zeigen sich unter anderem in einem erhöhten Work-Home-Konflikt.
Kernergebnis 3: Gegenläufige Entwicklungen bei digitalen Belastungsfaktoren
Während manche digitalen Belastungsfaktoren steigen, sinken andere. Probleme, die der digitalen Arbeit zuzuordnen sind, wie die Nicht-Verfügbarkeit von Technik, mangelnde Erfolgserlebnisse oder die Omnipräsenz nehmen zu. Dagegen nehmen Aspekte, die auf Unerfahrenheit im Umgang mit IT zurückzuführen sind, wie Verunsicherung oder Jobunsicherheit ab.
Kernergebnis 4: Digitaler Stress im Homeoffice ist sehr individuell
Wie Menschen mit der veränderten Arbeitssituation klarkommen, ist hochgradig individuell. So sind bspw. Menschen mit Führungsverantwortung stärker an die digitale Arbeit gewöhnt, Menschen mit Kindern leiden stärker, und Menschen mit Erfahrung bzw. Zuversicht im Umgang mit digitalen Technologien und Medien kommen besser mit der Homeoffice-Situation zurecht.
Die Studie wurde im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projektes „Prävention für sicheres und gesundes Arbeiten mit digitalen Technologien – PräDiTec“ durchgeführt. Sie steht zusammen mit vielen weiteren Ergebnissen des Projekts – z. B. einer systematischen Darstellung von Belastungsfaktoren der digitalen Arbeit – auf der Projektwebsite https://gesund-digital-arbeiten.de/ zur Verfügung.
Quelle: Newsletter Gesund Digital Arbeiten 12/2020; „Zusammenfassung“ (S. 5) in: Gimpel, H. et al. (2020), Digitale Arbeit während der COVID-19-Pandemie. Eine Studie zu den Auswirkungen der Pandemie auf Arbeit und Stress in Deutschland, Augsburg: Projektgruppe Wirtschaftsinformatik des Fraunhofer FIT. https://doi.org/10.24406/FIT-N-618361