Stuttgart: Klett-Cotta 2015, 207 S., ISBN 978-3-608-98054-7, EUR 18,95, auch als E-Book erhältlich
Hartmut Radebold war 2013 als Redner zur 99. Wissenschaftlichen Jahrestagung des buss – Bundesverband für stationäre Suchtkrankenhilfe eingeladen und hat dort über die transgenerationale Weitergabe psychischer Belastungen referiert, die u. a. zu Suchterkrankungen führen kann. Daran anknüpfend soll hier sein neues Buch „Spurensuche eines Kriegskindes“ vorgestellt werden.
Hartmut Radebold hat als Junge den Zweiten Weltkrieg erlebt und begibt sich auf eine Spurensuche nach dem, was ihn geprägt hat: sein Fühlen, sein Denken, aber auch sein Verhalten. Ausgebombt, auf der Flucht, bald vaterlos – so erlebt der junge Hartmut Radebold seine ersten Lebensjahre. Getrauert wird nicht, erst recht nicht geweint, sondern geschwiegen. Als junger Assistenzarzt sucht er Vaterersatz bei älteren Kollegen, bis er merkt, dass keiner wirklich Interesse an ihm als Person hat. Er beschreibt, wie schwer es später für ihn ist, jüngeren Kollegen Vorbild zu sein und seinen Kindern ein guter Vater. Erst im Alter wird er fähig, sich zu versöhnen und Freundschaften mit anderen Männern zu schließen. Was hat diesen Prozess ermöglicht? Und was hat ihm die Kraft zum Leben gegeben? Waren es die zeitgeschichtlichen Umstände, die Familie, oder war es seine Frau, die all die Jahre hilfreich an seiner Seite stand?