Liberalisierung von medizinischem Marihuana in den USA

Die Freigabe von Marihuana für medizinische Zwecke hat sich in den USA kaum auf die psychische Gesundheit der breiten Bevölkerung ausgewirkt. Aber die Legalisierung zu Therapiezwecken nützt denen, für die sie gedacht ist. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Forschern der Universität Basel.

In den USA wurde der Zugang zu Marihuana seit Mitte der 1990er Jahre in den meisten Bundesstaaten erleichtert – sei es durch die Freigabe für medizinische Zwecke oder durch eine Entkriminalisierung des Freizeitkonsums. Die Liberalisierung bleibt jedoch umstritten, und die Auswirkungen auf das Wohlbefinden einzelner Personengruppen sowie der therapeutische Wert von Marihuana werden weiterhin kontrovers diskutiert. Während die einen negative Folgen durch Abhängigkeit befürchten, überwiegt für andere der mögliche medizinische Nutzen für Personen, die unter chronischen Schmerzen, Übelkeit oder Krämpfen leiden. Ob die medizinische Cannabisgesetzgebung in den USA die Situation für kranke Menschen verbessert und ob sie sich negativ auf die psychische Gesundheit der Gesamtbevölkerung auswirkt, haben Basler Forscher nun in einer neuen Studie untersucht.

Wahrscheinlichkeitsbasierte Analyse

Für ihre Analyse haben die Forscher zwei große Datensätze zusammengeführt: Zum einen sind dies Daten von fast acht Millionen Personen, die zwischen 1993 und 2018 im Rahmen des „Behavioral Risk Factor Surveillance System“ an Telefonbefragungen teilgenommen haben, in denen unter anderem das psychische Wohlbefinden erfasst wird. Zum anderen handelt es sich um Daten aus dem „National Survey on Drug Use and Health“, der Informationen zu gesundheitsbezogenen Themen wie Drogenkonsum in den USA sammelt.

Mittels statistischer Zuordnungen bildeten die Forscher verschiedene Gruppen. Die Gruppen umfassen Personen, die hinsichtlich des Konsums von Marihuana entweder mit hoher Wahrscheinlichkeit abstinent sind, Marihuana als Freizeitdroge verwenden oder es aus medizinischen Gründen konsumieren. Weiter konnten Personen identifiziert werden, die mit hoher Wahrscheinlichkeit unter chronischen Schmerzen leiden. Die psychische Gesundheit wurde anhand einer Selbsteinschätzung erfasst, bei der die Befragten die Anzahl Tage angaben, an denen sie im Vormonat psychische Probleme hatten.

Positive Effekte bei therapeutischem Konsum

Mit Hilfe statistischer Verfahren konnten die Forscher die Auswirkungen einer gesetzlichen Freigabe von Marihuana für medizinische Zwecke abschätzen. Das Resultat: Der erleichterte Zugang verbessert die psychische Gesundheit bei Personen, die Marihuana aus medizinischen Gründen konsumieren. Dasselbe gilt für Personen, die mit großer Wahrscheinlichkeit unter Schmerzen leiden. Die Studienautoren schätzen, dass diese beiden Gruppen durch die Gesetzesänderung pro Monat 0,3 Tage weniger in schlechter psychischer Verfassung verbringen.

Gleichzeitig fanden die Forscher keinen Effekt auf die mentale Gesundheit von Freizeitkonsumenten oder auf jüngere Bevölkerungsgruppen. „Insgesamt zeigen unsere Ergebnisse, dass die Gesetzgebung zu medizinischem Cannabis in den USA den Menschen nützt, für die sie gedacht ist, ohne anderen Gruppen zu schaden“, fasst Studienleiter Prof. Dr. Alois Stutzer von der Universität Basel zusammen.

Originalpublikation:
Jörg Kalbfuss, Reto Odermatt, Alois Stutzer
Medical marijuana laws and mental health in the United States
Health Economics, Policy and Law (2024)
doi: 10.1017/S1744133124000033

Pressestelle der Universität Basel, 4.4.2024