Frauen und Cannabis

Eine Analyse von Daten Verstorbener zeigt: Im Vergleich zu Männern haben Frauen ein erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauferkrankung zu versterben, wenn sie stark kiffen.

Die UK Biobank ist eine Kohortenstudie, die eine große Menge an Informationen zur Gesundheit der Teilnehmenden und ihrem Lebensstil sammelt. Einige der Teilnehmenden geben auch Auskunft zum Umfang des persönlichen Cannabiskonsums. Der französische Epidemiologe Alexandre Vallée hat die Daten genauer untersucht mit dem Ziel, Antworten auf die Frage zu bekommen, ob Kiffen bedeutsam zu Todesfällen infolge von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beiträgt. Vallée konnte der Datenbank Informationen zu rund 121.000 Personen entnehmen, darunter 66.000 Frauen und 55.000 Männer. Bei der ersten Datenerhebung waren die Teilnehmenden im Schnitt 55 Jahre alt. Über rund zwölf Jahre wurden weitere Gesundheitsdaten sowie die Todesursache erfasst, wenn eine Person verstarb.

Fast dreifach erhöhtes Risiko

Der Einfluss von Cannabiskonsum auf die Gesundheit scheint den Analysen zufolge bei Männern und Frauen unterschiedlich zu sein. Während sich bei Männern Cannabiskonsum nicht bedeutsam auf die Lebenserwartung ausgewirkt hat, konnte Vallée für Frauen einen Zusammenhang zwischen starkem Cannabiskonsum und Sterblichkeit nachweisen: Im Vergleich zu abstinenten Frauen haben starke Kifferinnen ein 2,7-fach erhöhtes Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu versterben. Auch das Risiko, an Krebs zu versterben, war für Frauen größer, wenn sie stark kifften. In seiner Analyse hat Vallée auch weitere Risikofaktoren berücksichtigt, darunter Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Bildungsstand, Tabakrauchen, Alkoholkonsum und der Gebrauch von Antidepressiva.

Cannabiswirkstoff THC als Risikofaktor für Gefäßerkrankungen

Nach Einschätzung von Vallée sei es durchaus plausibel, dass Cannabis Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmern kann. So fördere der Wirkstoff THC Gefäßerkrankungen wie Atherosklerose. Dabei werden die Gefäße unelastisch. Durch Ablagerungen können sich die Gefäße schließlich verschließen und zu Herzinfarkt und Schlaganfällen führen.

Warum Frauen stärker betroffen sind als Männer ist noch nicht geklärt. Denkbar sei laut Vallée, dass Geschlechtshormone eine Rolle spielen. Einschränkend muss aber erwähnt werden, dass nicht bekannt ist, wie viel Cannabis die Verstorbenen vor ihrem Tod konsumierten. Sie hatten lediglich bei der Erstbefragung Angaben zu ihrem Cannabiskonsum gemacht. Der Konsum wurde als stark bezeichnet, wenn die Person mehr als 100-mal im Leben gekifft oder dies zumindest eine Zeit lang täglich oder fast täglich praktiziert hat. Die Analyse von Vallée kann aber zumindest als Hinweis genommen werden, dass Cannabis sich ungünstig auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt, wie es auch andere Studien bereits nahelegen.

Originalpublikation:
Vallée, A. (2024). Heavy Lifetime Cannabis Use and Mortality by Sex. JAMA Network Open, 7(6), e2415227. http://dx.doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2024.15227

Quelle: https://www.drugcom.de/, 10.7.2024