Bundeslagebild Rauschgift 2019 vorgestellt
Ob Kokain, Heroin, Amphetamine, Neue Psychoaktive Stoffe (NPS) oder Cannabis: Alle Arten von Drogen werden in Deutschland gehandelt – Tendenz steigend. Seit nunmehr neun Jahren nimmt die Zahl der polizeilich registrierten Rauschgiftdelikte kontinuierlich zu. In dem am 8. September veröffentlichten „Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität 2019“ des Bundeskriminalamtes (BKA) ist mit 359.747 Delikten ein Plus von rund 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2018: 350.662) zu verzeichnen.
Diese Entwicklung lässt sich vor allem auf eine Zunahme der allgemeinen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz zurückführen. Dabei ist mit 20.107 Fällen (2018: 17.920; +12,2 Prozent) der mit Abstand größte Anstieg bei Delikten im Zusammenhang mit Kokain registriert worden.
Die Deliktszahlen deuten nach Einschätzung des BKA auf eine anhaltend hohe Nachfrage nach Betäubungsmitteln in Deutschland hin. Rückschlüsse auf eine zugleich sehr hohe Verfügbarkeit unterschiedlichster Rauschgifte lassen die Sicherstellungszahlen, aber auch der Anstieg der Produktionskapazitäten, zu. 2019 konnten insgesamt 31 illegale Labore zur Herstellung von synthetischen Drogen identifiziert und ausgehoben werden – dies entspricht einem Anstieg von rund 63 Prozent (2018: 19 Labore).
Der Einfuhrschmuggel auf dem Seeweg ist für die Täter weiterhin lukrativ. Dies zeigen mehrere Sicherstellungen großer Mengen von Kokain, etwa am 15.07.2019, als der Zoll im Hamburger Hafen anlässlich der Routinekontrolle eines Frachtcontainers aus Südamerika die mit insgesamt 4,5 Tonnen Kokain bisher in Deutschland größte Einzelmenge dieses Betäubungsmittels sicherstellen konnte.
Der Handel von Betäubungsmitteln im Internet hat sich weltweit als fester Vertriebsweg etabliert. Die vermeintliche Anonymität im Netz lockt viele Konsumenten, aber auch neue Händlerstrukturen an, da beim Erwerb von Betäubungsmitteln kein persönlicher Kontakt zu den Händlern aufgenommen werden muss.
Ermittlungserfolge wie der des BKA gegen die Betreiber der Onlineplattform „Chemical Revolution“ zeigen, dass das Internet kein rechtsfreier Raum ist. Die dabei gesicherten Daten verdeutlichen zugleich den schwunghaften Handel, den Käufer und Konsumenten über digitale Plattformen insbesondere im Darknet betreiben.
So werden auch Neue Psychoaktive Stoffe fast ausschließlich online vertrieben. 2019 wurden 458 Handelsdelikte im Zusammenhang mit NPS registriert, das sind rund 56 Prozent mehr als im Jahr davor (2018: 293 Delikte). Dabei sind sowohl die Herstellung, als auch der Handel von NPS vermehrt professionell in betriebsähnlichen Strukturen organisiert, wobei die Gewinne mittels Schein- und Legalfirmen über Staatsgrenzen hinweg gewaschen werden.
Die strafrechtliche Verfolgung des international organisierten Rauschgifthandels bleibt eine wesentliche Aufgabe der dafür zuständigen deutschen und europäischen Behörden, insbesondere der Polizei und des Zolls. Daneben sind die Prävention, Behandlung und Schadensminimierung wichtige Bausteine der deutschen Drogen- und Suchtpolitik, um Suchtproblematiken vorzubeugen und die Situation von Suchtkranken zu verbessern. Sowohl für den Bereich der illegalen als auch der legalen Stoffe wie Tabak und Alkohol gibt es auf Bundesebene umfangreiche Präventionsangebote.
Ergänzende Zahlen und Informationen können über die Webseite des BKA unter www.bka.de und auf der Internetseite der Drogenbeauftragten der Bundesregierung unter www.drogenbeauftragte.de abgerufen werden.
Gemeinsame Pressemitteilung des Bundeskriminalamtes und der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, 08.09.2020
Aus dem Bundeslagebild Rauschgiftkriminalität 2019, S. 31:
Anzahl der Drogentoten deutlich gestiegen
Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 1.398 drogenbedingte Todesfälle polizeilich registriert. Dies entspricht einem deutlichen Anstieg von 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2018: 1.276 Tote).
Die meisten Drogentoten wurden, wie bereits in den Vorjahren, in den bevölkerungsreichsten Ländern Nordrhein-Westfalen (292 Tote) und Bayern (263 Tote) sowie im Stadtstaat Berlin (215) festgestellt. Besonders stark fiel der Anstieg mit 73,3 Prozent in Thüringen aus (26 Tote). Auch in Sachsen-Anhalt (16 Tote, +45,5 Prozent), Nordrhein-Westfalen (292 Tote, +21,7 Prozent) und Baden-Württemberg (145 Tote, +19,8 Prozent) wurde ein jeweils deutlicher Anstieg registriert. Deutlich gesunken hingegen ist die Zahl der Drogentoten in Brandenburg (22 Tote, -40,5 Prozent) und Rheinland-Pfalz (43 Tote, -25,9 Prozent).
Im Hinblick auf die Belastungszahl (Anzahl der Todesfälle pro 100.000 Einwohner (Bevölkerung am 31.12.2018) waren die Stadtstaaten Berlin (5,9) und Hamburg (4,4) am stärksten betroffen. Der Bundesdurchschnitt betrug 1,7.